Meine Zeit im Brückenmodell
Gleich zu Beginn meines Anerkennungsjahres wurde ich von meinem Einrichtungsleiter auf ein besonderes Projekt angesprochen: das Brückenmodell. Es sei ein Projekt des Bistum Limburgs, welches in den Einrichtungen der Behindertenhilfe nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern suchte, die versuchen sollten, Brücken von den Einrichtungen in die Gemeinden zu bauen.
Da ich selbst mein Leben lang in einer katholischen Familie aufgewachsen bin und auch einen engen Bezug zur Kirche und zur Gemeinde hatte und weil das Thema absolut spannend klang, nahm ich diese Aufgabe voller Vorfreude an.
Schon bei der ersten gemeinsamen Fortbildung auf Wangerooge wurde mir klar, dass dieses Projekt ein ganz Besonderes ist.
Während meiner knapp 12 Jahre im Alfred-Delp-Haus habe ich über das Brückenmodell unheimlich viele schöne und ergreifende Erlebnisse gehabt. Ich konnte zusehen, wie BewohnerInnen des Wohnheims bei kirchlichen Veranstaltungen in der Gemeinde aufblühten; wie sie es genossen, den Applaus der Gemeinde zu hören, wenn sie vorne im Gottesdienst etwas vortragen oder bei Feiern etwas vortrommeln durften. Ich durfte Menschen mit Beeinträchtigung zu Tagen zum Aufatmen begleiten und ihnen eine Abwechslung vom Wohnheimalltag und besondere Zeit und Zuwendung schenken. Ich durfte miterleben, wie durch gemeinsame Abendgebete, Gottesdienste, Forumsgespräche, Exerzitien im Alltag und andere Projekte des Brückenmodells tatsächlich viele Brücken und Kontakte in die Gemeinde entstanden sind und teilweise bis heute tragen. Das Alfred-Delp-Haus ist ein Kirchstandort geworden. Bei Trauerarbeit bin ich Menschen ganz nah gekommen und konnte Abschied-Nehmen gestalten und begleiten. Und ich habe es sehr zu schätzen gelernt, durch die Fortbildungen und Exerzitien-Tage in Austausch mit anderen KollegInnen zu kommen. Ich habe sehr viele liebe Menschen kennenlernen dürfen. Vielen Dank liebes Brückenmodell!!!
Durch die Projekte des Brückenmodells konnte ich sehen und spüren, was Inklusion tatsächlich bedeutet. Ja, das ist TEILHABE!!! Durch das Brückenmodell entsteht Lebensqualität für Menschen mit Beeinträchtigungen.
Meine Arbeit im Brückenmodell hat mich beseelt. Sie hat enorm viel zu meiner Arbeitszufriedenheit beigetragen und ich habe sie während der ganzen Coronazeit sehr vermisst. Ein Projekt, das sich lohnt!
Carola Dietz